Buchvorstellung bei Meuterland: Jürgen Hohmuth (Buch) und The Kanadagans (Musik)
Seit Anfang 2016 gibt es in Rostock mit „Meuterland“ eine ambitionierte Veranstaltungsreihe, die Lesungen und Musik in vielfältigsten Kombinationen zusammenbringt. Mittlerweile hat die vom Künstlerkollektiv KLAUS! kuratierte Reihe das Dutzend voll gemacht und geht im Dezember mit Jürgen Hohmuth und The Kanadagans in seine 13. Runde.
Weil auch Meuterland, wie alle kreativen Wagnisse, hochprekär und am Rande der wirtschaftlichen Existenzfähigkeit operiert, ist es umso erfreulicher, verkünden zu können, dass die Rosa-Luxemburg-Stiftung für diese 13. Edition der Veranstaltungsserie als Förderin in Erscheinung tritt.
Jürgen Hohmuth & The Kanadagans
Am 20. Dezember 2017 stellt Meuterland das Buch „Graustufen“ von Jürgen Hohmuth vor. Die in der Bildung und Überwindung von klingender Gräue und tönenden Stufen nicht unberittene Musikgruppe The Kanadagans gestaltet die musikalische Seite dieses Abends.
Der Bild- und Anekdotenband „Graustufen“ vermittelt mit Photographien von Jürgen Hohmuth und Texten von Hohmuth, Flake, Marion Brasch, Lutz Seiler u.v.a.m. ein ebenso poetisches, wie prosaisches Bild der DDR um die Wendezeit.
„Bekannte und unbekannte Autoren lassen sich von den Fotos inspirieren und halten ihre Erinnerungen an das Leben im verschwundenen Land fest. So entsteht in Wechselwirkung mit den Bildern eine Poesie des DDR-Alltags – nicht dramatisierend, nicht nostalgisch, sondern authentisch, so wie es eben war.“
(Info-Text zum Buch)
The Kanadagans sind als Duo — besonders live — bekannt für ausschweifenden, elegischen Lärm, dessen dicht gewebte Krachwände sich gelegentlich zu feingliederigeren, ambienten Verspulungen auffächern. Sie sind die Jam-Band, die das Glimmen in den Verstärkern vertont, wenn alle Jam-Band-Riffs gespielt und die Jam-Band längst den Raum verlassen hat.
Zeitorte und Soundorte bei Meuterland
Im Rahmen von Meuterland nähert sich die Band dem Geist von Hohmuths Stadtansichten in assoziativer, klanglicher Weise. In Klang und Haltung docken The Kanadagans an bekannte Prinzipien von Punk an — sind also nicht weit weg von den stilistischen Welten, die (unter anderem) im Buch photographisch und textlich widergespiegelt werden.
Post-Punk wird hier in Zeitlupe gedacht, ins collagenartig zerhackte gedehnt und als Impromptu-Freakouts vom Saitenbrett gerissen.
Bebildert werden die musikalischen Passagen von The Kanadagans mit Privataufnahmen aus dem Familienarchiv von Bandmitglied Martin Hiller alias Huey Walker. Grieselige Videoaufnahmen bringen Eindrücke vom Südosten Berlins im Jahr 1991 auf die Leinwand.
The Kanadagans lassen sich — ähnlich wie die Autorinnen und Autoren im Buch — von den Photos, genauer: einer sie vereinenden, bandseitig individuell erfühlten Tonalität, inspirieren und erkunden die von Hohmuth sprichwörtlich betitelten Zeitorte nach genau diesen Prinzipien: Zeit und Räumlichkeit sind bei der Band dehn-, manchmal ignorierbare Parameter. Der Song wird zum Drone. Die Momentaufnahme wird zum endlosen Loop. Der Klang wird zum Standbild. Graustufen werden zu schimmernden Plateaus.
Die Fakten
- Meuterland Nr. 13
- Buchvorstellung Jürgen Hohmuth – „Graustufen“
- Jürgen Hohmuth (Photographie und Lesung) & The Kanadagans (Musik, Sounds, Klänge)
- 20.12.2017, 20:00 Uhr
- JAZ, Rostock
- präsentiert vom Künstlerkollektiv Klaus!
- gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung