Lochbuch: 15.11.2006
seit nunmehr paar wochen gibt es hier nun also, 100 meter zwischen lidl und plus, einen netto. seitdem ich das erste mal da war, lagen, in so grabbelkisten, an der kasse, so gusseiserne teelichthalter in sonnenmotiv herum, von 3 auf einen euro rabattiert. eher ratlos, was ich mit sowas anstellen sollte, aber doch irgendwie teelichthalterbesitzgeil, stand ich jedes mal vor diesem wühltisch, großroteddingfarben sprang mir diese 1-euro-neuauspreisung ins gesicht.
heute gab ich mir einen ruck und stellte dieses alberne esoterikding lustlos aufs fließband, um zu sehen, wie wir zwei uns zu hause wohl verstehen würden. nun steht dieses doch recht verkitschte gerät mit diesen goldorangen steinchenapplikationen, bernsteinfarben glimmend, auf meinem fussboden und ich frag mich was das soll.
ich habe einen verstauchten fuß und bin die letzten beiden wochen unentschuldigt meiner arbeit fern geblieben, der uni sowieso, und ich frage mich wie ich irgend-zeitlebens ein latinum zusammenbasteln soll.
ich bin zuweilen recht benommen von meiner ausgeglichenheit in diesen tagen. der herbst meint es gut mit mir und hüllt mich in jene jahrelang erprobte lethargie, die bei mir eigentlich jahreszeitenunabhängig und eher einfach so, in schüben, wallungen und manchmal schieren rucks in lähmende erscheinung tritt.
martin hiller
15.11.2006
Zwischen den Jahren 2000 und 2008 führte Martin Hiller ein tagebuchartiges, größtenteils nicht öffentlich zugängliches Tage-/Logbuch. Es entstand ein Textkorpus mit Löchern und Launen, der zuweilen als „raw data“, „moodboard“ und Zettelkasten für gegenwärtige prosaische, aber auch musikalische Arbeiten von Martin Hiller dient. Die Kategorie „Lochbuch“ versammelt ausgewählte Einträge.