Randnotiz: Ahrenshoop, Du sommerblaue Schwitznudel
Ahrenshoop, du sommerblaue Schwitznudel. Im August ist es in deinen Gassen wie in einer Waschküche. Die Ostsee ist noch aufgeheizt wie ein Hummertopf, während die schonmal in den Herbst vortastende Kurortluft sich mindestens drei Grad kühler ins Thermometer duckt. Eine gischtdichte Wand aus schwülem Dunst und strippendünnem Niesel webt sich in deine britischgrünen Hecken.
Du Ostseebad im Fischland, man möchte dir mit einem Duschkabinenabzieher über dein salziges Gesicht fahren.
Durch deine Straßen schieben sich die sonnenbebrillten Villenbesitzer, Wertanleger und Wandschmucksucher in ihren SUVs von Künstlerhaus zu Kunsthäuschen. Kashmirschals schmiegen sich an gut gesteifte, maritim karierte Kentkrägen.
Andere Hoop-Hopper ziehen paarweise, wie stoische Vermummte in Wind- und Wetterjacken durch den Ort. Die Sommerfrischler aus dem deutschen Süden hüpfen in aufgeweichten Edel-Espadrilles von Markise zu Markise, auf der Suche nach einem Tisch mit Straßenblick im besten Haus am Platz.
Vorm Kunstmuseum fährt Jastrams tragisches Pferd vor Furcht und Verzweiflung in seine schiefen Glieder zurück. Ahrenshoop, du bist der feudelige Schwitzlappen und die feine Peelingmaske mit Seesand in meinem Gesicht. Du hast alle 100 Meter blassmuschelblaue Holzbänke und Toiletten an mindestens jedem Strandaufgang. Und Mülleimer für die Reste meiner Rast mit Sauerkrautsaft und einem Happen vom Mischbrot.
Am Wasser sitzen zwei Sekt saufende Tanten auf zwei in den Sand gestanzten Stühlen zwischen den vernagelten Strandkörben. Sie winken und prosten mir hinter dem feuchten Wind zu.
Ich kämpfe mich wie ein Küstenkamel durch das Ufer in Richtung Kurhaus, das sich wie ein Stapel riesiger Schachteln hinter der Böschung verschanzt. Sogar einen Schirm habe ich dabei.
In der Bunten Stube kaufe ich ganz gelassen ein Buch und setze mich noch ein bisschen einfach so in den Regen. Ahrenshoop, ich bin dir ein guter Seebadbesucher.