vielsagend in die gegend

vielsagend in die gegend

auf einer hauseingangstreppe stehend
strecke ich die hand ins freie
den niederschlag prüfend

der spitze platzregen sticht mich innen an wie ein ei
ich bin ein guter, sprudelnder regenfrosch
ich schäume: was für ein markisenwetter!

der blick eines eiligen passanten fängt mich auf
ich fühle mich als müsste ich salutieren und krame
in meiner hosentasche nach dem schlüssel

ich schließe mein fahrrad vom nassen mast
schüttele mich wie ein badender schirm
und fahre vielsagend in die gegend ohne dich.

martin hiller
15.08.2006


Zwischen den Jahren 2000 und 2008 führte Martin Hiller ein tagebuchartiges, größtenteils nicht öffentlich zugängliches Tage-/Logbuch. Es entstand ein Textkorpus mit Löchern und Launen, der zuweilen als „raw data“, „moodboard“ und Zettelkasten für gegenwärtige prosaische, aber auch musikalische Arbeiten von Martin Hiller dient. Die Kategorie „Lochbuch“ versammelt ausgewählte Einträge.