Zonic Radio Show Nord, 06.05.2010 – Nordischer Klang 1
Vom 6. bis 15. Mai findet in Greifswald zum 19. Mal der Nordische Klang statt. Das Kulturfestival will den Sound des nordeuropäischen Raumes in die Hansestadt holen.
Das heisst natürlich auch: Jazz, Jazz, Jazz.
Die Jazz-Pantoffeln werden in dieser Sonder-Nordausgabe der Zonic Radio Show Nord vor der Studiotür gelassen und eher randseitig mit dem 2008 verstorbenen Lars Hollmer und den humorbegabten Progrock-Schweden Samla Mammas Manna gestriffen.
Denkt man, etwas weiter westlich, an Island und seine jüngere Popmusik, so denkt man an knarzig folk-verschalte Schrulligkeiten zwischen zieseliertem Pling Plang a la Múm und den schwebend-überbordenden Rosenhonig-Wasserfällen der Sorte Sigur Rós.
Die Genannten prägten in den vergangenen Jahren einen neuen, jungen Island-Sound.
Mitte der achtziger Jahre waren dafür die Sugarcubes (isl.: Sykurmolarnir) zuständig.
Verhuscht und catchy verdrahtete die Gruppe niedliche Moos-Musikalismen mit verwehten The Cure – Gitarren, fancy Twee-Pop-Anleihen und dem Spieluhrgesang der frühen Björk.
Wer sich nach einem, in Quadratform gepressten, Allround-Geschmackspimpstoff benennt, kann ja nur süß sein!
Süß ist auch der blondgelockte Tropicalia-Lofidelic-Nerdism den Uje Brandelius aka Doktor Kosmos zwischen Kraftwerk und Onkel Egon an der Alleinunterhalter-Orgel ineinander spinnt.
Sein 1996er Album mit dem loungy-legeren Titel „Cocktail“ enthält Titel wie „Elevator Bossa“, „L.S.A.T.T (Lazy Sunday Afternoon table-tennis)“, „Rocktail to Elvis“ und „Holiday“. File under: Retroromantischer Spaceage-Pop mit Kinderzimmer-Beatbox.
Letztgenanntes Stück präsentiert sich in Videoform wie folgt:
Mehr bitter und sperrig als überzuckrig im Klangbild präsentieren sich die Finnen Pan Sonic. Mika Vainio und Ilpo Väisänen verkoppeln in ihren Industrial-Techno-Skelletten minimale Strukturen mit minimalen Sounds. Sinewaves, Störgeräusche und bauchmumpfiges Gebrumme. Klar, dass da von den Einstürzenden Neubauten über Ryuichi Sakamoto bis zu Sunn O))) allerhand Kollaborateure mit ins Boot geholt werden und so zahlreiche Remixe und Zusammenarbeiten seit Bandgründung 1993 entstanden. So z.b. auch zwei Alben zusammen mit Alan Vega von Suicide.
Weniger bauchmumpfig, vielmehr schon strauchsumpfig scheint der Sound von Hildur Gudnadottir und Dirk Dresselhaus in ihrem gemeinsamen Projekt Mr. Schmuck’s Farm durch ambient-organische Soundlichtungen zwischen pluckerndem Zirpfolk und borkigen Drones.
2007 bildeten sie die Vorband für Pan Sonic (sic!) und Keijo Haino in der Berliner Volksbühne.
Verschrullt und knarzig brüllt Mugison, der bürgerlich Örn Elías Guðmundsson heisst, aus dem 200-Seelen-Nest Súðavík seinen burlesken Holzfass-Kauzrock in die Welt. Sein erstes Album „Lonely Hearts“ erschien 2003 bei Matthew Herberts Label Lifelike. Klar, dass da noch eine Remix-12″ folgte. Phill Pharnell, Melvin Gibbs und Arto Lindsay beackern darauf Mugisons staubige Felder.
Aus Dänemark schießt Pascal Terstappen, musikalisch operierend als Applescal, seinen knisternden IDM-Ambient in die Tanzflure und -felder. In fluoreszierenden Klangfarben schrauben sich dort Weisses Rauschen, Glitch-Beats und retrofizierte Synthesizer zwischen Emerson, Lake & Palmer und M83 ineinander. Sein zweites Album „A Mishmash Of Changing Moods“ ist jetzt via Traum Schallplatten aus Köln erhältlich.
Dieser junge Mann ist Stephan Kozalla.
Herr Kozalla hat es zu etwas gebracht. Herr Kozalla kann es sich erlauben mit seinen Schnürschuhen Schallplatten zu scratchen.
DJ Koze – der Kuppler zwischen Aphex Twin und Frank Zander. Die Humoreske unter den Tanzflur-Wälzern. Das Zitronengesicht unter den Patternschiebern.
Als Swahimi hat er letztens für die kopenhagener Housemänner Lars Gregers und Simon Damborg aka Blagger geremixt.
Als ein „tall, blond swedish pixie that sees herself more as a goblin sometimes“ bezeichnet sich Kristina Hanses.
Ihr Debutalbum trägt – wie das Erstlingswerk von Björk – schlicht den Titel „Debut“.
Okay, langweilige Information.
Andere Information: Bei der „amSTART„-Gala der ebenso benannten Musik/Texte/Konzerte/Künstler-Agentur von Ran Huber (ehem. Drummer bei den Sitcom Warriors) hatte sie Gelegenheit ihren verhuscht-verwegenen Girlie-Freakout-Pop im Ballhaus Ost vor Berliner Publikum darzubieten. Das tat sie mit Loopmachine, einer Rose im Knopfloch und ganz viel Tanz.
Wirbelwind, Wunderkind, Weissdergeier. In jedem Fall simple und sehr charming, puristische Lieder.
Auf ihrer Demo-CD kann man die Stücke noch ganz in Loopmachine-Versionen hören, ihr Album ist erwartbar etwas polierter ausgefallen. Die Sendung wird beide einander gegenüber stellen.
Die erste Sonderausgabe der Zonic Radio Show Nord zu Nordischen Klängen strickt aus Zuckerschoten und Disteln einen bunten Kessel Blumensträusse und wirft ihn in den Äther.
Hören & Nachhören
Zonic Radio Show Nord
„Nordischer Klang Pt. 1
Skandinavisch navigiert von „Itttjuhuu“ bis „Mppffbbbrzz-Tschk““““
Do. 06. Mai 2010, 20 Uhr radio 98eins (terrestrisch & livestream)
danach in der Mediathek der Medienanstalt M-V.
Wieder hören
Im April 2020 wurde die Sendung erneut hochgeladen und kann hier angehört werden.
Playliste
Orson Welles – o.T.
V.A. – Nick Bougas Presents: Celebrities At Their Worst!
Mad Deadly Worldwide Communist Gangster Computer God
Snöleoparden – Hodja Fra Pjort
Snöleoparden
Rump Recordings
Sykurmolarnir – Ammæli
Einn Mol’á Mann
Smekkleysa
Kristina Hanses – Instruction Song
(Demo-CD)
–
Kristina Hanses – The Instruction Song
Debut
PinkOrange Records
VVV (Vaino Väisänen Vega) – Sellin‘ My Monkeys
Resurrection River
Mego
Mugison – One Day She´ll Park The Car (Phil Parnell Remix)
Sea Y – 12″
Lifelike
Mugison – Little Trip To Heaven
Little Trip
Ipecac
Mugison – Sea y (Arto Lindsay and Melvin Gibbs remix)
Sea Y – 12″
Lifelike
Ammer / Einheit mit Pan Sonic und Gry, Günter Rüger als Scott – Camp 1 To 13
Frost 79°40′
Indigo / FM 4.5.1. / WDR Live / nrw
Sven-Åke Johanssons Quintett & Mayo Thompson – Plekhanov
Shotgun Wedding
Yellowbird
Angel – Unknown Dawn
Hedonism
Editions Mego
Vaino Väisänen Vega – Disgrace
Endless
Blast First / Mute
Angel – Spectral Gate
Hedonism
Editions Mego
Mr. Schmuck’s Farm – Not All Crows Are Black
Good Sound
Oral
Sigur Rós – Syndir Guðs (Endurunnið Af Múm) [exc.]
Von Brigði
Smekkleysa
Victory Rose – Fljúgðu
Smekkleysa Í Hálfa Öld
Smekkleysa
Jónsi & Alex – Boy 1904
Riceboy Sleeps
Parlophone
The Hafler Trio – Shaktipat [exc.]
The Revised Hanbdbook Of Essential Practice By The Hafler Trio: Exactly As I Do
Important Records
Erik Friedlander – Airstream Envy
Block Ice & Propane
Skipstone Records
The Swingle Singers – Fugue In C Minor
Jazz Sebastian Bach
Philips
Vaino Väisänen Vega – Outrage For The Frontpage
Endless
Blast First / Mute
Sigur Ros – Di Do
Ba Ba Ti Ki Di Do
EMI
Blagger – Strange Behavior (DJ Koze Aka Swahimi Remix)
Strange Behavior EP
Perspectiv
Pan Sonic – Lomittain
A
Blast First
Björk – All Is Full Of Love (Secondotted By Funkstörung)
Björk mit Funkstörung – All Is Full Of Love
FatCat
Kiasmos – Walled
Kiasmos / Rival Consoles – 65 Walled / Milo Func Arp
Erased Tapes
Lindstrøm – Breakfast In Heaven (ARP’s Worn Cassette Version)
Breakfast In Heaven Remixed
Feedelity
Erik Friedlander – Airstream Envy
Block Ice & Propane
Skipstone Records
The Swingle Singers – Fugue In C Minor
Jazz Sebastian Bach
Philips
Taken By Trees – Too Young TTA Way
Lost And Found
Rough Trade
Doktor Kosmos – Goodnight
Cocktail
Nons Records
Vaino Väisänen Vega – Outrage For The Frontpage
Endless
Blast First / Mute
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