Zonic Radio Show Nord, 08.07.2010 – Stammtisch meets Stooges meets Sartre
Post-fusionale, anti-gravitierende Klangschmelze
Nun, da sich der Reigen unter dem mild wattierten Ferienlagerkommunismushimmel in Lärz gelegt hat, ein paar aktuelle und nachgeholte Sendesignale aus dem Nordquartier der Zonic Radio Show. Von Martin Hiller.
Ihre Sommerlektüre, liebe Lesenden – sei es mal wieder Nabokovs Lolita zu lesen, oder sich in einem süßlich-ausschweifenden García Márquez einzunisten – kann nach hinten geschoben werden, denn diese kurze Sendungsankündigung ist nun etwas länger geworden.
Einerseits …
Auf der einen Seite gibt es aktuell-akute Veröffentlichungen tenoral elektronischer Natur:
Statt bräsiger Sommerlochstille gibt es flimmerndes Selbstverschluckungsglucksen und sinusgewellte Spoken-Kraut-Elypsen von Alva Noto & Blixa Bargeld, torfig-weichen Romantiktechno von Efdemin und den Tinkerbell-Dubstep von Mount Kimbie, geremixt auf zwei 12″-Scheibletten. DJ Koze veröffentlicht auf seinem eigenen Pampa-Label seine „Rue Burnout“ EP. Drauf ist ein Stück namens „Blume der Nacht“. Eine Art Gärtner-Groovetech – moosiges Klavier-Sample in schwimmender Vokalsuppe. Ausserdem neues aus dem Hause Traum Schallplatten – flotte Tanzmusik im 4/4-Takt. Minimal-Techno mit maximalen Erfolgen. Kurzreviews zu den Juli/August-Veröffentlichungen an anderer Stelle bald hier im blog.
… andererseits
Auf der anderen Seite geht es an diesem Donnerstag ans Handgemachte.
Es tönt ja die schlaue Floskel „Was lange gut ist, wird endlich wert“, oder so ähnlich. Unter dieser Idee bzw. nach dieser selbst auferlegten Illusion funktionieren seit Jahren schon die Television Personalities. Ihr neues Album ist im Gegensatz zu aktuellen Reunions von Pavement und Dinosaur Jr. nicht die hunderttausendste Wiedergeburt von Independent-Lofi-Gerumpel sondern vielmehr Resultat eines beständigen Immerweitermachens.
Das jedenfalls – weiter – machen die unkaputtbaren und dabei doch immer irgendwie lädiert klingenden Television Personalities um das einzig Konstante Mitglied Dan Treacy seit unaufhaltbaren Dekaden – gegründet lange vor Internet.
Sie sind, wie Fuck, mit Mitgliedern aus Portland, Oakland, New Orleans und dem italienischen Bologna sowie Sport aus Hamburg, eine schlecht googlebare Band. Hielten die Beatles heute nicht ihr eigenes Popkultur-Monopol inne (Happy B’day Ringo), würden Suchmaschinen statt Informationen über die fabulösen Vier zuvorderst wohl Wissenswertes über die ebenso benannte Hunderasse ausspucken.
Dan Treacy und seine Formation eiertanzen seit ihrer frühen EP „Where’s Bill Grundy Now“ von 1978 bis heute beharrlich zwischen Genius und Gestolper, mit Mitteln von Punk, Kraut und, ja, Schnaps.
livin‘ la vida launisch
Die Vita der TV Personalities ist eine – den DIY-Umständen geschuldet – stetige, wie wankelmütige; gezeichnet von wechselnden Bandbesetzungen und zeitweisem Schwund in der Versenkung. Die Urbesetzung zerfaserte sich bereits vor dem ersten Album „And don’t the kids just love it“ (Rough Trade, 1981), sollte aber über die Jahre wieder an Knotenpunkten zusammen finden. Seit mehr als 3 Jahrzehnten Punk im besten Sinn von Do-It-Yourself und Anti-Popularität. 1984 stieß Jowe Head von den Swell Maps hinzu, der hier später noch, durch seine dortige Gastmitgliedschaft, den Bogen zu einer Berliner Irgendwie-Folk-Girl-Gruppe schlagen wird.
Ende der 90er Jahre zerfransten sich die TV Personalities für längere Zeit und gerieten aus dem Fokus des popkulturellen Interesses. Im aufkeimenden Internet hütete eine Fanschar jedoch den Kult und das Oeuvre mit akribischer Katalogarbeit.
Hätte Hätte Hätte, Könnte Könnte Könnte
Eine Best-Of-Kompilation der Truppe nennt sich „They could have been bigger than the Beatles!“. Konjunktiv als Ausdruck der Verweigerung oder als Resumé verpasster Möglichkeiten? Eine Mischung, will man sagen.
Im Spannungsfeld aus Verzückung und Verzweiflung bewegen sich die TV Personalities auch im 30. Jahr ihres Daseins.
Die im letzten Jahr erschienene 7″ „People Think That We’re Strange“ fing abermals beharrliches Weltfremdeln in Worte ein, wie taumelnde Schmetterlinge im Hinkflug.
Auch tough guys wie Dan Treacy in ihren 50ern haben zu knabbern. Nicht Erdnüsse, sondern erdige Neurosen und echte Probleme mit Drogen und Geld.
2004 wandte sich Dan Treacy mit einer flammenden Mail aus dem Gefängnis an die von Fans initiierte Yahoo-Diskussions-Gruppe. Hinter Gittern, wo er Haftstrafen für Drogen- und Diebstahldelikte verbüßte, hatte er das wieder entdeckt, was ihm seit einigen Jahren verlustig gegangen war: Lust auf Musik. Neue Songs waren bereits geschrieben, jedoch keinerlei Equipment vorhanden. Von Fans organisierte Benefiz-Veranstaltungen sammelten das Geld dafür zusammen. Dan Treacy trat, aus dem Gefängnis entlassen, wieder live auf – erstmals wieder mit Gründungsmitglied Edward Ball. Ein Signing bei Domino Records ermöglichte 2006 die Veröffentlichung des Albums „My Dark Places“ – dem Titel gemäß eine Forschung an eigenen Abgründen. Anderthalb Jahre später erschien der Nachfolger mit Stücken der selben Aufnahmesessions, die, um einige Overdubs ergänzt, die etwas zerfranste Skizzensammlung „Are We Nearly There, Yet?“ bildeten.
Weltbewältigung in Erinnerungen
„A Memory Is Better Than Nothing“ heisst nun das neue Album und reiht sich mit dem ebenso banalen, wie naseweisen Titel ein, in die vielen lyrischen Kleinode zwischen bierigen Halbwahrheiten, rüpelhaftem Rumgezetere und ernsthaftem Weltzweiflertum. Stammtisch meets Stooges meets Sartre.
Es geht um Erinnerungen, die einem letztlich bleiben. Es geht um das Leben und Denken im Rückblick, bei dem man sich mit zunehmenden Alter immer häufiger ertappt.
Grafisch spiegeln sich diese Memories im kindlichen Spielkrempel auf dem Cover wieder. Zahllose konservierte Befindlichkeiten, die man vor sich her schubkarrt. Niedlichkeiten und alte, abgegriffene Spielzeuge, die in dunkleren Momenten seltsame Schatten werfen. Aus dem sonst so kumpelhaften Kuschelteddy wird dann ein stummer, mondlichtfangender Regalbewohner. In die guten alten Zeiten schleicht sich im Rückblick ein Schimmer der Verwaschung und Vergilbung. Die Sorge, die Erinnerung nicht halten zu können, droht in Bedauern umzuschlagen. Dieser Wertumwälzung will Dan Treacy mit seinen Liedern entgegen wirken.
Mit heiserer Stimme singsangt und krächzt Dan Treacy sich auf „A Memory Is Better Than Nothing“ nun wieder kreativ befreit durch die Täler und Erhebungen seines Lebens. Das zentrale Stück ist vielleicht das kurze „Funny He Never Married“ – ein selten so fragiler, gebrochener Gesang Treacys und wankend-süßliche Chöre ziehen hier die Bestandsaufnahme eines vermeintlich gescheiterten Lebens.
Dan Treacy weiss wo Syd Barrett wohnt
Musikalisch ist das Syd Barrett meets Swell Maps meets The Kinks und alle die. Mod-Punk mit folky Akustik-Lofipop, wie ihn die Swell-Maps-Nachfolgeprojekte von Nikki Sudden, Epic Soundtracks und Jowe Head im Independent der 80er auf hohem Songwriterniveau praktizierten.
Im gut achtminütigen „My New Tattoo“ versuchen sich die Television Personalities an einer Art Progrock-Wälzer. Schrullige Reibeisen-Gitarren über pumpendem Bass-Drum-Gerüst. Darüber Dan Treacys Gesang, wie ein brüllendes, besoffenes Baby. Eine Art „In-A-Gadda-Da-Vida“ auf wackligen, verkaterten Beinen.
[Filmschnitt und holprige Autorenfilm-Blende zu einer anderen Gruppe]: Die Television Personalities gehören zur Berufsgruppe der Desillusonisten, wie sie Christiane Rösinger mit ihrer Gruppe Britta im Stück „Ex & Pop“ mal besang. Die, die das müde rätselnd durch die Welt scharwenzeln zur Kultur erheben. Britta teilen sich mit den Breeders aus Los Angeles nicht nur die Anfangsbuchstaben, sondern ebenso die verschleppte, fröhlich lustlose Art des, von femininen Vocals getragenen, Dahinmusizierens. Kim Deal von den Breeders hatte gar just in diesen Tagen Geburtstag. Eine gute Gelegenheit die lose Geburtstagslied-Rubrik der Sendung wieder zu beleben.
Das letzte Album von Britta ist schon ein, zwei, drei, vier Zeiträume her.
Christiane Rösinger und die European Rich Kids sind jetzt die neue Superclique aus Berlin. Begleitet wird sie hierbei von Andreas Spechtl, auch bekannt von den Wiener Taschenmesser-Poppern „Ja Panik“. Einer ewig nicht mehr aktualisierten Myspace-Seite zufolge waren er und Christian Treppo (heute ebenfalls bei „Ja, Panik), die Zündformation der „European Rich Kids“ – was die pluralistische Namensgebung erklärt.
Das für irgendwann bald angekündigte Album von Christiane Rösinger & The European Rich Kids kommt sicher irgendwann bald. Bis dahin haben C.R.A.T.E.R.K. immerhin schon ein Stück auf „Berlin Songs Vol. 3“, einer von Nikolaus Junker und Sebastian Hoffmann stilsicher zusammengestellten Kompilationsreihe, veröffentlicht.
Ich trällere, also bin ich.
Es trägt den Namen „Ich muss immer an dich denken“ und ist eine Mischung aus Rösinger-like Lakonie und Lateinistik-Einflechtungen der Sorte „cogito ergo sum“.
Selbsterkenntnis in Liedform.
Ich trällere, also bin ich.
Treacy, Barrett, Rösinger, Deal – sie alle können davon hundert Lieder singen.
Schon rein wegen und gegen Langeweile wird ja gesungen, das wussten auch die Bremer Stadtmusikanten.
Aber zurück nach Berlin.
Die Reihe „Berlin Songs“ versammelt seit mittlerweile drei Ausgaben ein Who-is-Who der gegenwärtigen Anti-und-sonstwie-Folk- und LoFi-Szene Berlins. Verhuschte, verzwirbelte und dahin schrullende Sounds einer Großstadtbohème geben sich dort selbst ein Forum. Vieles davon klingt zeitlos, aber nicht alt. Viele Geister vergangener DIY-Netzwerke scheinen hier auf. Die Rücktragung der neuen Web2.0-gestützten Selbstpromotions- und Selbstvermarktungsfreiheiten in eine analoge Kultur des Rauskloppens von Releases auf Liebhaber-7inches und Lofi-Kompilationen.
Die Gebrüder Düne, André Herman und David-Ivar, sind genauso vertreten wie Jeffrey Lewis und Phoebe Kreutz. Lofi-Heroen, deren Ur-Geist irgendwo bei Patti Smith, Underground-Beat-Lyrik und Neo-Hippie-Hipness wurzelt.
Ein Blick zurück in die Disko- und Biographien der vertretenen Künstlerinnen und Künstler zeigt, dass die meisten der hier vertretenen bereits Erfahrungsbonusmeilen in diesen behenden DIY-Strukturen gesammelt haben.
Vor Jahren mal gab es im Umfeld der Galerie Berlin-Tokyo eine muntere Szene von mehr oder weniger prekären Bohème-Künstlern, Durchwurstlern und Herumscharwenzlern – dazu gehörten unter anderem Doc Schoko, Jim Avignon, Minitchêv und Lutz C. Pramann.
Christiane Rösinger selbst gründete zusammen mit Almut Klotz (beide bei den Lassie Singers, danach Britta) 1998 das Label Flittchen Records.
Plansetzung damals war „die monogeschlechtlichen Strukturen der Musikbranche geduldig zu sabotieren und super Bands, die durchs Indie Raster gefallen sind oder die noch keiner kennt, groß rauszubringen“ – so las es sich damals auf der Labelwebseite flittchen.de. Musikalisch tendierte man eher in Richtung „unversöhnter Schlumpfpop als Elektrojazz“ (ebenda).
Inaugural-Release war damals der, seinen Anspruch im Titel selbst erklärende Sampler „Stolz & Vorurteil – A compilation of Female Gesang, Gitarren und Elektronik“. Neben Barbara Morgenstern, Greta Schloch, Stereo Total und den Pop Tarts (DIE deutschsprachigen Breeders eigentlich!) enthielt er auch ein Stück der entzückenden Märchenwald-Flötistinnen Vermooste Vløten. Flittchen Records sorgte kurz darauf für die Tonträgerwerdung ihres zweiten Albums „Ngongo“.
Der Underground ist immer noch Velvet
Ebenso stoisch, wie vielleicht gezwungenermaßen gegen jegliche Öffentlichkeitswirkung von weitreichender Ausprägung pressten und schwurbelten die Vermoosten Vløten vorher bereits auf dem im Selbstvertrieb erschienenen Album „Crankle“ und einer 7″ ihre Lofi-Kauzereien in zumeist kurze Songskizzen mit kompositorischer Tiefentristesse.
Velvet Underground aus Knete.
Zerfließender Beat-Folk und kristalliner Psych-Mod gefilmt auf Super 8.
Vermooste Vløten – ein Name, wie in Regenrinnen gefundene, von Moos umkuschelte Flöten. So umschreibt es zumindest die Legende der Namensfindung.
Kein Geringerer als Nikki Sudden (erster Bogenschluss nach oben zu den Swell Maps!) hat hier als Impresario, Produzent und Gastmusiker mitgewirkt.
Nikki und sein Bruder Epic Soundtracks, gründeten in den Siebzigern die Swell Maps. Sie beackerten, den Television Personalities nicht unähnlich, ihre eigene Idee von Punk. Musikalisch resultierte das in halb- bis 8minütigen Stücken zwischen energetischem Punkrock, gehickhacktem Post-Punk, vergrieselten Ambient-Versuchen und legerem Independent-Rock.
Mit „She Sleeps Alone“ covern die Vermooste Vløten auf „Ngongo“ ein Stück von Epic Soundtracks. Kein anderer als der von den Swell Maps zu den TV Personalities dazugestoßene Jowe Head (außerdem: Palookas, Angel Racing Food et al) steuert hier die Gastvocals bei – womit wir beim versprochenen zweiten Bogenschluss nach oben zu den TV Personalities und auch Swell Maps wären.
Stammbaumforschung in schreibfaulem Adel ist ein Klacks gegen all diese Verstrickungen.
Hannie Bluum und Libojah Shnukki aka Vermooste Vløten machen Mini-Calypso-Walzeretten aus Tönen wie angetrocknete Tuschkastenfarben und Knetgummi-Pop, der nicht mehr sein will, als der Soundtrack zum Selbstabhub zur „Mir“ – so der Titel eines Stückes auf „Ngongo“.
[Star-Wars-Wischblende 40 Jahre zurück]: Selbstabhub, Entgrenzung und Eskapismus spielten vor 40 Jahren, in Gruppen wie Can, Amon Düül und Cluster eine wesentliche, oftmals konzeptuelle Rolle.
Seelenjazz und SoundKraut
Jetzt gibt es mal wieder einen Sampler, der sich der Thematik „Krautrock“ widmet.
Fraktalgeometrischer Irrsinn in den verwaschenen Farben verwirrender Kinderspielzeuge, die in ihrem ungelenken Polyethylen-Futurismus die Fantasie in sandmannhaft traumwandlerische Wallung bringen – so visualisiert die Grafikabteilung bei Soul Jazz den krautrockelektronischen Sound einer „new german music“, – wie es der begleitende Text im Booklet bezeichnet.
Die jüngst erschienene und ebenso betitelte Doppel-CD/LP-Kompilation versammelt nun diverse Deutsche Elektronische Musik aus den Jahren 1972 – 1983.
Elektronisches im Sinne von kraftwerk’schem Proto-Techno liefert die Kompilation jedoch kaum. Der Untertitel der Kompilation ergänzt korrekterweise, dass es sich hierbei um experimental german rock and electronic musik im Genaueren handelt.
Klanglich ossziliert dieses Rückblickslehrstück in krautig-psychedelische Soundzeiten zwischen zeitlos experimenteller Klanglandbereisung und alt-analogem Retrofuturismus.
Spacegewandter Eskapismus trifft hiesig-irdische Identitätssuche. Klangbeispiele einer Nachkriegsgeneration zwischen Drogenexzess und politischer Neugestaltung auf der Suche nach einem eigenen Sound. Soul-Jazz-typisch ausführlich begleitheftet liest es sich im Booklet des Sampler wie folgt:
From this beginning German rock music began an evolutionary journey of experimentation. Electronic music became a pathway to notions of space and the cosmos. Conversely, the emergence of communal living led to a number of musicians setting up live/work spaces in rural areas and developing a ‘pastoral’ outlook, with musical ideas engaged closely with nature.
Punk war als Anti-Haltung und musikalische Form noch nicht wirklich erfunden, und mehr als 3 Powerchords wollten die Akteure – zu großen Teilen mit klassisch bis jazzig geprägter Musikervita im Rücken – ohnehin in ihrer Musik untergebracht wissen.
Alles NEU! machten (nicht nur) Michael Rother & Klaus Dinger
Also: raus in die Natur, rein in die Kommune, rauf auf den Rausch. Monotonie ist eine Strategie. Auf endlosen Tonschleifen summte, fiepte und schneidersitzte man sich ins eigene NEU!. Ganz genau so nannten Michael Rother & Klaus Dinger ihr Anfang der 70er gegründetes Projekt, das – ebenso wie andere Vertreter dieser Szene – wichtige Grundlagenarbeit für das leisten sollte, was sich später zu Noise, Industrial, Ambient und allgemein experimenteller Instrumentalmusik entwickeln sollte.
Das „Hallogallo“ ihres ersten Albums ist hier ebenso vertreten, wie die üblichen Verdächtigen von Can mit ihrem angehetztem Improv-Krautfunk über Tangerine Dream bis hin zu der Wald- und Wiesen-Melancholia von Roedelius und den beharrlich pluckernden Synthetik-Oszillaten von Cluster.
Die Stuttgarter Space-Rockfolker Gila machten damals schon das, was man heute gern als Neo-Folk bezeichnet. Holzig, verhallt und sphärisch schießen hier die Klänge ins All.
Ähnlich im Geist, aber ganz anders, nämlich noisig psychedelischer und letztlich im Grunge verwurzelt, musizieren Bardo Pond.
Die ewig nach genialischer Schülerband-auf-Drogen klingenden Psych-Improvisateure haben ihr Debutalbum „Bufo Alvarius“ von 1994 neu gemastert und jüngst wieder veröffentlicht. Die Urzündung der Formation aus Philadelphia wird hier nochmal auf Tonträger erfahrbar gemacht.
Valiumwalzernd verschlepptes Zeitlupen-Gerumpel mit Fuzz-Verzerrern, in die es vermutlich schon mehrmals reingeregnet hat. Der Gesang von Isobel Sollenberger, irgendwo alternierend zwischen einer kraftlosen Janis Joplin, einer ansatzweise wütenden Hope Sandoval und müde miauendem Gekatz, ist irgendwo hinter der halb jammenden, halb schlafenden Band erahnbar.
Kurz: wunderschön zeitenthobenes Prog-Psych-Gegniedel, das mit behutsamer Nachlässigkeit die Farben in den Tönen untersucht und umspielt und die Trommelfelle batikt. File under: Stoner-Shoegaze, Lofi-Drones, Psych im Schlafrock.
Mondsucht im Fantasialand
Noch eine Spur bedrogter und eine Solche gar im Namen tragend sind die Acid Mothers Temple & The Melting Paraiso U.F.O. Unaufhörlich destilliert das Gespann aus Japan unzählbare Tonträger aus ihren ozeanischen Visionen von Soundgewitterwelten heraus. Alles zumeist stark limitiert in der Auflage. Alles zumeist stark unlimitiert im psychedelischen Horizont.
Töne, wie gemacht von ascheweissen Einhörnern auf Gebüschflucht. Musik wie von formwandelnden, körperlosen Zwischenwesen und ausser Kontrolle geratenen, mondsüchtigen Fantasialandexponaten, die hier als Geister durch die Großhirnrinde wehen. Apokalyptisches Aufseufzen von Störgeräuschen. Schreiende Kettensägen am Stiel, Flugzeugturbinen im Reverse-Loop, Synthesizer, die sich selber nicht verstehen. „From 0 To Infinity“ heisst ein neues Machwerk. 4 Stücke á 18 Minuten. Vier Rundreisen in sumpfigen Dronekontinenten.
Trommelfelle werden hier nicht nur gebatikt, sondern als semi-permeable Vorbewusstseins-Schranke der Akustik neu gestrickt.
Zonic Radio Show Nord
Stammtisch meets Stooges meets Sartre.
Do. 08. Juli 2010, 20 Uhr – radio 98eins
Playliste
Christiane Rösinger – Downtown
V. A. – Mein Lieblingslied
Lieblingslied Records
Alan Vega – Lonely
Jukebox Babe / Collision Drive
Infinite Zero
Christiane Rösinger & The European Rich Kids – Ich muss immer an dich denken
V. A. – Berlin Songs Vol. 3
Eigenvertrieb / Berlin Songs
The Breeders – Chances Are
Fate To Fatal EP
Period Music
The Breeders – The Last Time
Fate To Fatal EP
Period Music
Vermooste Vløten – Sunday Morning
Crankle
Eigenvertrieb
Vermooste Vløten – Bloody Hell
Crankle
Eigenvertrieb
Epic Soundtracks – She Sleeps Alone
Rise Above
Rough Trade
Vermooste Vløten – Мир
Мир 7″
Eigenvertrieb
Vermooste Vløten – She Sleeps Alone
Ngongo
Flittchen Records
Television Personalities – People Think That We’re Strange
A Memory Is Better Than Nothing
Rocket Girl
Television Personalities – Funny He Never Married
A Memory Is Better Than Nothing
Rocket Girl
Syd Barrett – Here I Go
The Madcap Laughs
Harvest / EMI
Television Personalities – A Memory Is Better Than Nothing
A Memory Is Better Than Nothing
Rocket Girl
Television Personalities – You Freed My Spirit
A Memory Is Better Than Nothing
Rocket Girl
The Acid Mothers Temple & The Melting Paraiso U.F.O. – In 0
In 0 To ∞
Important Records
Popol Vuh – Aguirre 1
V. A. – Deutsche Elektronische Musik: Experimental German Rock And Electronic Musik 1972 – 83
Soul Jazz Records
Can – A Spectacle
V. A. – Deutsche Elektronische Musik: Experimental German Rock And Electronic Musik 1972 – 83
Soul Jazz Records
Eight Miles High – Artgallery
V. A. – Kraut 2000
Polymedia Music Service / Nuzzcom
SQL – Border Dot
Midnight Brunch EP
My Best Friend
DJ Koze – Blume Der Nacht
Rue Burnout EP
Pampa
LV & Untold – Beacon
Beacon 12″
Hemlock Recordings
Mount Kimbie – Maybes (James Blake Remix)
Remixes Part 1
Hotflush Recordings
Coup 2 Cross – Mack The Knife Tribute
V. A. – Hypercut Vol. 02
Logilo France
ANBB – One
Ret Marut Handshake
Raster Noton
ANBB – I Wish I Was A Mole In The Ground
Ret Marut Handshake
Raster Noton
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