Zonic Radio Show Nord, 30.08.2012 – Krach, Kwatsch und Kokolores: Lieder von Meisen und Wäldern
Nach dem Sommer kommt der Herbst. Nach dem H kommt das I, das J und dann das K. Ganz und gar folgelogisch, dass heute eine Zonic Radio Show Nord zum losen Themenkomplex „Der Buchstabe K“ gesendet wird. In der Sendung von Martin Hiller gibt es viel Kmusik, viel Krach, viel Kwatsch und gar manches, was die Leute mit verstopften Ohren „kakophonisch“ nennen würden. Phantom Khost, The Korb & Klee Scratch Perry, Kaidan Baker, Klaus Beyer, Felix Kubin, Dirk von Klowtzow reading Christian Kracht, Huey Kwalker, Air Cushion Kfinish, Christian Klöffler, Kjandek, Therre Kthaemlitz alias DJ Sprinkles und viele andere erquickende Ksounds und Klänge – alle irgendwie verbunden durch schiefstolpernde – na?! – Klaviere. Ab 20 Uhr auf radio 98eins. Wenn sie im Einzugsgebiet hausen, dann kschalten ksie ein oder holen sie sich die Live-Kstriemen!!
Neben Phantom Ghost bildet das Debutalbum von Christian Löffler und die dranhängende Romantik-Electronica-Tradition einen thematischen Kern der Sendung. Christian löffelt seinen waldig-nautischen Seeanemonensound in den 12 pluckernd-gluckernd knisternden Stücken auf „A Forest“ ganz unbemerkt mit großen Kellen direkt in die hörenden Herzen der Waldwanderungsteilnehmer. Und natürlich in den Bauch, von wo aus sich der Gandalf unter den musikalischen Leitprinzipien — der Groove — weiter herabwärts, in die Stampfebeinchen der Wieselnden und Wuselnden auf dem Dancefloor schiebt. Eine ausführliche Schrifttextbesprechung von mir zum Album gibt es drüben auf dem Fleischervorstadtblog.
Herrentortenduo lässt sich für sein Englisch entschuldigen
Phantom Ghost, das drollige Herrentortenduo, bestehend aus Thies Mynther und Dirk von Lowtzow hat ein neues Album aufgenommen. „Pardon My English“ zelebriert abermals die großen Gesten, das schmachtvolle Overacting mit kunstsinnigem Unterbau, ist dabei immerwiederzu überdreht komisch, ein wenig klamaukig, aber stets natürlich mit vollem Ernst bei der Sache – lauter erquickende Melodien in wiedehopfener Heiterkeit durch den Zitatewald tragend.
Wiegenlieder aus dem Meisengarten
Der Pool aus dem sie dieses Mal schöpfen ist – wie auch schon beim Vorgänger – die Tradition von Broadway, Showtunes, Operetten. Dinge, die man mal eben NICHT so in irgendwelchen Hypeblogs runterladen oder sich in funky Claims auf den Umhängebeutel drucken kann. Diese vermeintlich abgehobene Spleenigkeit gibt dem Projekt Phantom Ghost den Freiraum, den das koboldige Team Lowtzow-Mynther in heiterer Inbrunst aus vollsten Herzen ausfüllt – mit süßlich-balladesken Melodiebögen, auf denen der Lowtzow hin und wieder heiter ins gesingsangte Schwadronieren hinüberjuchzt. In flötigem Gesangsgefieder und brummigem Baritonschmelz singt von Lowtzow – teils gesanglich unterstützt von Michaela Meise – von seelischen Reperaturbedürnissen („Dr. Schaden Freud“), Gärten voller Meisen („In The Tittery“) und flaumflockigen Traumwandeleien („Dreams of Plush“).
Die musikalisch-konzeptuelle Strenge des Vorgängerwerkes ist zugunsten der Hinzunahme weiterer Klangquellen etwas aufgeweicht. Das genannte „Dreams Of Plush“ glänzt mit einfangenden Melodielinien über tropikalischem Geklöppel. „Universal Prostitution“ bindet ganz unterschwellig ein paar Rhodesakkorde mit ein. Boram Lie vom Kaleidoskop Ensemble steuert Streicher-Arrangements bei und Schauspieler Thomas Niehaus tritt als Posaunentröter auf.
Rumpelnde Saiten, Blechernes Geklonker, John Cage
Die Stücke sind in ihrer Abfolge zusammengeleimt mit instrumentalen Interludien am präparierten Klavier – ganz im Stile eines John Cage.
In den heiteren Momenten kommt Fahrt ins funkelnde Spieluhrkarussel. Wer die Liveauftritte des Duos kennt, weiß, welche fröhlichen Champagnerlaunen da von der Bühne ins Auditorium und zurück hüpfen. Die humorige Seite, das Ulkige, das schwarwenzelnd Witzelnde zeigt sich hier mehr denn je. Bei Phantom Ghost funktioniert der Spagat von wonnevollem Operettengesang zu launiger E-Musik, vom kammermusikalischen Gestus zu lieblich-furchigem Spieluhrlustgeleier ganz wunderbar. Neben Broadwaytunes der 20er Jahre kommt einem zuweilen auch das Penguin Café Orchestra und sogar Holger Steen mit seinem putzigen Blumenkonzeptquatsch als Tulip, die singende Tulpe in den Sinn.
Was kommt als Nächstes? Phantom Ghost auf Schellack: Von Lowtzow kuratiert ein klangliches Kuriositätenkabinett? Eine ganze Kinderoperette? Der Fundus an (pop)kulturhistorischen Rückwärtsbezügen und spinnertem Kunstkrams ist noch reichhaltig. Phantom Ghost bald also mit Piraten-Shantys und eigener Themenparkattraktion mit Cosima von Bonin auf einer nächsten Art-Biennale?
Nachhören
Die Sendung kann hier in der Mediathek der Medienanstalt M-V als Audiostream nachgehört werden.
Playliste
Dirk von Lowtzow liest „Faserland“ von Christian Kracht (Exzerpt)
Christian Kracht: Triptychon
swissandfamous verlag
Rod McKuen – Pastures Green
Rod McKuen – Scandalous John (The Original Soundtrack Album)
Buena Vista Records
Phantom Ghost – Dr. Schaden Freud
Pardon My English
Dial
The Orb & Lee Scratch Perry – Hold Me Upsetter
The Orbserver In The Star House
Cooking Vinyl
Jandek – Where Do You Go From Here: Part 5
Where Do You Go From Here
Corwood Industries
Senking – Untitled (B2)
Senking EP 12″
Karaoke Kalk
Phantom Ghost – Pardon My English I
Pardon My English
Dial
Phantom Ghost – Universal Prostitution
Pardon My English
Dial
Mount Eerie – To The Ground
To The Ground 7″
P.W. Elverum & Sun
Gallon Drunk – Close The Blinds (feat. Dirk von Lowtzow)
A Thousand Years / Close The Blinds 7″
Clouds Hill Ltd.
Aidan Baker – Rêve
Traumerei
Broken Spine Productions / Evelyn Records
Air Cushion Finish & Lichens – Untitled III
Air Cushion Finish & Lichens – Live in Biesenthal
Biesentales
Hooie Wooker – Unser Alpensalz
B-Seit(ig)en: Kollektion Croquignolesque
Rain, Dear! Recordings & Revelations
Felix Kubin – Fluorescence No.10
TXRF
It’s
Hank Williams – My Bucket’s Got A Hole In It
Hank Williams: Golden Greats
Disky
DJ Koze – Blume Der Nacht
Rue Burnout EP
Pampa
Phantom Ghost – Clouds Hill (Günther Golightly’s Flowery Nocturne Mashedit)
Three
L’Age D’or
DJ Sprinkles – Reverse Rotation
Midtown 120 Blues
Mule Musiq
Christian Löffler – A Forest
A Forest
Ki Records
Christian Löffler – Blind
A Forest
Ki Records
Hey – Wuzlguzl Remix
Summer Of Seven 7″ 3/7
Pingipung
Jandek – Where Do You Go From Here: Part 2
Where Do You Go From Here
Corwood Industries
Lumières Claires – Ellipsoid (Huey Walker’s Hummingbird Rework)
Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. Reworks.
Laube Records
David Bromberg – Mr. Bojangles
Demon In Disguise
Columbia
Tilman Rossmy Quartett – Regina
Intuition
(Eigenvertrieb)
Penguin Cafè Orchestra – Music For A Found Harmonium (Pandaharmonium Orb Mix)
Auntie Aubrey’s Excursions Beyond The Call Of Duty Part 2: The Orb Remix Project
Ultra Records / Deviant Records
Sundog – Both Hands in Pockets…
Insofar
Editions Penguin Café
Phantom Ghost – Dreams Of Plush
Three
L’Age D’or
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